„ Es gibt keine, nur einigermaßen einheitliche deutsche Hochschulpolitik“, schreibt im September 1945 der Chirurg und neu gewählte Heidelberger Universitätsrektor Karl-Heinz Bauer an die amerikanische Militärregierung im besiegten Deutschland. Er bitte deshalb, eine „Konferenz aller, in der amerikanischen Zone gelegenen Hochschulen“ zu genehmigen.
Der emeritierte Medizinprofessor ist gerade ein paar Wochen im Amt, als die Alliierten, die nach dem Zweiten Weltkrieg Deutschland in vier Besatzungszonen einteilen, die Länder Nordwürttemberg und Nordbaden zu Württemberg-Baden zusammenfassen. Zu den Hochschulen, die damit in den Verantwortungsbereich der amerikanischen Militärregierung fallen, gehören u.a. die Universität Heidelberg, die Technischen Hochschulen Stuttgart und Karlsruhe, die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim sowie die Handelshochschule Mannheim. Die Demarkationslinie verläuft entlang der Autobahn Stuttgart-Karlsruhe-Ulm. Die Universitäten Freiburg und Tübingen liegen südlich der Zonengrenze. Hier haben die Franzosen das Sagen. Bauers Korrespondenz mit den zuständigen Besatzungsbehörden legt den Grundstein für eine offizielle gemeinsame Tagung.
Gut ein Jahr nach seinem Genehmigungsgesuch findet im November 1946 in Heidelberg die erste Hochschulkonferenz der amerikanischen Zone statt. Unter den fast sechzig Teilnehmern befindet sich auch der Rektor der Freiburger Universität, der als Vertreter der Hochschulen im französischen Sektor geladen ist. Die Tagung endet mit der Gründung der „Rektorenkonferenz der amerikanischen Zone“. Zwei ständige Ausschüsse übernehmen die wichtigsten Aufgaben im Zusammenhang mit der Neuordnung des Hochschulwesens und gewährleisten außerdem einen kontinuierlichen Informationsaustausch mit den Hochschulvertretern der anderen Besatzungszonen. Der Zusammenschluss der britischen und amerikanischen Zone zur Bizone im Januar 1947, der die französische Zone im April 1949 beitritt, begünstigt im Süden Deutschlands die Entwicklung einer einheitlichen Hochschulpolitik.
Im Sommer 1949 treffen sich die Hochschulvertreter der amerikanischen Zone in Bad Nauheim zu einer Besprechung über die vordringlichsten Probleme beim Wiederaufbau der deutschen Hochschulen. Der Initiator dieser inoffiziellen Konferenz ist Alonzo Grace, Leiter der Abteilung „Educational and Cultural Relations“ in der amerikanischen Besatzungsbehörde. „Die Rektoren der deutschen Universitäten haben Ungewöhnliches geleistet beim Wiederaufbau der Universitäten unter äußerst harten Bedingungen“, versichert Grace in einem Brief an Rektor Karl Freudenberg. „Ich denke, daß nun die Zeit gekommen ist, um Sie über Ihre Ansicht hinsichtlich der Unterstützung zu befragen, welche die Vereinigten Staaten und ihre Vertreter in diesem Lande beim Aufbau eines Cooperationsprogramms für die deutschen Universitäten leisten können“.
Die Rektorenkonferenz wird im Goethe-Haus in Frankfurt eröffnet. Grace stellt sie in Anlehnung an ein Goethe-Zitat unter das Motto „Im Anfang war die Tat“. Die Besprechung endet mit der Verabschiedung der Nauheimer Beschlüsse und einem dringenden Appell an die Bundesregierung, die Finanzminister der Länder, die Gewerkschaften und die Industrie. Die Unterzeichner fordern „die Behebung der geistigen und materiellen Notlage der Studierenden, die Grundbedingung für alle weitere Entwicklung darstellt“. Ermutigt kehren die Rektoren von der Konferenz zurück. Grace hatte zwar schon im Vorfeld die Hilfe der Amerikaner in Aussicht gestellt, doch jetzt rückte der Aufbau internationaler Beziehungen, die Finanzierung von Nachwuchs- und Begabtenförderungen sowie von Studenten-Wohnheimen in greifbare Nähe.
Im Dezember 1951 stimmt die Bevölkerung in Württemberg-Baden (US-Zone) sowie Württemberg-Hohenzollern und Baden (französische Zone) mehrheitlich für einen gemeinsamen Südweststaat. Vier Monate später entsteht das neue Bundesland Baden-Württemberg. In die Hochschullandschaft der jungen Bundesrepublik tritt es mit drei traditionsreichen Universitäten, zwei Technischen Hochschulen, einer Landwirtschaftlichen Akademie und einer Wirtschaftshochschule ein. Die Rektoren der sieben Hochschulen kommen im Mai 1952 in der Landeshauptstadt Stuttgart zusammen und konstituieren ihre Versammlung als „Südwestdeutsche Rektorenkonferenz“. Die Beratungen drehen sich um die künftige Landeshochschulpolitik und die Unterstützung des ersten baden-württembergischen Kultusministers bei der Frage, „in welcher Weise die Abteilung des Kultusministeriums für Hochschulen und Forschungsinstitute zweckmäßig und richtig auszubauen sei“.
Mit der Gründung der Universitäten Konstanz und Ulm in den Jahren 1966 und 1967 erweitert sich das Spektrum der wissenschaftlichen Hochschulen des Landes. Die Technischen Hochschulen Stuttgart und Karlsruhe sowie die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim und die Wirtschaftshochschule Mannheim erhalten durch ein Landesgesetz von 1967 den Status einer Universität.
Die ständige Konferenz der neun Universitätsrektoren etabliert sich als Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg. Im Zuge ihrer Professionalisierung als Interessenvertretung der baden-württembergischen Universitäten gegenüber Politik und Öffentlichkeit gibt sich die Landesrektorenkonferenz im Jahre 2001 die Rechtsform eines Vereins und eröffnet im Herzen Stuttgarts eine eigene Geschäftsstelle.